M. Neukamm: Kommentar 23: Auch das ist eine ungedeckte Behauptung.
Ich gebe an dieser Stelle Klaus Wittlich Gelegenheit, zu diesem Kommentar Stellung zu nehmen:
Anmerkung von Klaus Wittlich: Junker und Scherer erklären den Stempelversuch in ihrem Buch auf den angegebenen Seiten. Ich gebe die Versuchsbeschreibung mit eigenen Worten wieder: Auf einer Agarplatte ohne Antibiotikum (Mutterplatte) züchtet man Bakterien. Diese bilden nun einzelne Kolonien, die sich wie Masern auf der Platte verteilen. Mit einem Samtstempel nimmt man nun einen Abdruck des „Masermuters“. Wenn man den Samtstempel auf die Agarplatte drückt, bleiben von den einzelnen „Masern“, den Kolonien, einige Bakterien am Samtstempel hängen. Diesen infizierten Samtstempel drückt man auf zwei Agarplatten, die dieses mal ein Antibiotikum enthalten (Kindplatten). Dabei werden die Agarplatten mit Keimen gemäß dem Original – Masermuster infiziert. Die Bakterienkolonien auf den neu infizierten Agarplatten lässt man über Nacht wachsen. Ergebnis des Versuches: Auf beiden antibiotikahaltigen Platten wachsen weniger Kolonien als auf der antibiotikafreien Mutterplatte. (In der Beschreibung von Junker / Scherer bleiben zwei Kolonien übrig. Das ist aber nicht so zu verstehen, dass immer genau zwei Kolonien übrigbleiben.) Die „Maserpunkte“ treten auf den Kindplatten an exakt den gleichen Stellen auf. Soweit die Versuchsbeschreibung.
Interpretation des Versuches: Würden neue Antibiotikaresistenzen entstehen, dann wären auf einer Tochterplatte Kolonien feststellbar, die auf der anderen Tochterplatte nicht beobachtet werden können. Da es vom Zufall abhängt, ob sich Resistenzen neu bilden oder nicht, kann man daher erwarten, dass sich im Falle von Neubildung von Resistenzen an verschiedenen Stellen auf der Tochterplatten Kolonien übrig bleiben. Bei der einen Kolonie in Tochterplatte 1 hat sich Resistenz gebildet, in der anderen Kolonie eben nicht. Die Kolonien, wo sich keine Resistenz bildet, gehen unter (die Mehrheit). Man beobachtet jedoch, dass an den selben Stellen Kolonien übrigbleiben. Das legt den Schluss nahe, dass die Resistenzen schon vorher vorhanden gewesen sind und das Antibiotikum lediglich eine Selektionsfunktion hatte. Für Details sei noch einmal auf den Link auf Lönnigs Homepage verwiesen, s. o.
Meine Behauptung habe ich sogar durch Literaturangaben gestützt, so dass sie überprüfbar und nachvollziehbar sind. Herr Neukamm hat das Buch, auf das ich mich berufe, sogar rezensiert. In dem Buch von Junker und Scherer werden die beiden denkbaren Ausgänge des Lederberg’schen Stempelversuches sogar mit ihren Konsequenzen erklärt. Man beobachtet experimentell aber nur den Ausgang, der für das vorherige Vorhandensein der Resistenzen spricht. Ferner hat Herr Neukamm diese Thematiken mit Herrn Dr. Lönnig per E-Mail diskutiert. Die Diskussion findet sich unter http://www.weloennig.de/Bakterienresistenzen.html. Warum Herr Neukamm trotz der ihm daher bekannten Hintergründe dennoch öffentlich publiziert, meine Behauptung sei haltlos, ist erklärungsbedürftig.
M. Neukamm: Daß die Resistenz schon vorher vorhanden war, bevor es zur Konfrontation mit dem bakteriziden Wirkstoff kam, ist trivial.
Anmerkung von Klaus Wittlich: Damit wird also von Herrn Neukamm zugestanden, dass die Resistenz schon vorher vorhanden war und sich nicht neu gebildet hat. Die Aussage wird damit von Herrn Neukamm schließlich nicht als falsch, sondern als trivial bewertet. (trivial: allgemein bekannt, leicht einsichtig).
M. Neukamm: Wie wollen Sie aber die These, daß eine Resistenz, ein Enzym oder sonst ein Biomolekül in jedem Falle „durch Schöpfung“ in einem wie auch immer aussehenden „Grundtyp“ schon vorhanden war, prinzipiell falsifizieren? Aus dem LEDERBERGschen Stempelversuch erschließt sich die Möglichkeit nicht.
Anmerkung von Klaus Wittlich: Die Formulierung „in jedem Falle“ ist zweideutig. Wenn man sie dahingehend versteht, dass man zu allem, was man findet, sagt, das ist geschaffen worden, auch dann, wenn andere Erklärungen möglich sind, dann ist das nicht falsifizierbar. Wenn man sagt, das, was man findet, ist notwendiger Weise geschaffen worden, dann ist das hingegen falsifizierbar, man braucht nur zu zeigen, dass es durchaus auch anders geht.
Ich möchte das durch Beispiele veranschaulichen. Nehmen wir an, jemand sagt über die Sauerstoffatome eines (isotopenreinen) Wassertropfens unbekannter Herkunft: „Die Sauerstoffatome dieses Wassers sind künstlich im Labor kernphysikalisch geschaffen worden.“. Dann macht er eine nicht falsifizierbare Aussage. (Unter der Annahme, dass sich künstlich geschaffener Sauerstoff nicht von natürlichem unterscheidet.). Wenn die Aussage nun etwas abgeändert wird zu: „Die Sauerstoffatome dieses Wassers können nur künstlich im Labor kernphysikalisch geschaffen worden sein“, dann ist die Aussage falsifizierbar. Als Falsifikationskriterium hat man die Möglichkeit, aus Meerwasser einen (isotopenreinen) Wassertropfen zu gewinnen. Wiederholen wir das Beispiel mit einem Kugelschreiber und vergleichen „Der Kugelschreiber ist erschaffen worden“ mit „Der Kugelschreiber kann nur erschaffen worden sein.“ Die erste Aussage ist eine nicht falsifizierbare Schöpfungsaussage, die letztere eine falsifizierbare Schöpfungsaussage. Die falsifizierbaren Aussagen der beiden Beispiele liefern im Falle des Wassertropfenbeispiels eine falsifizierte Schöpfungsaussage, im Falle des Kugelschreibers eine nicht falsifizierte Schöpfungsaussage.
Falsifikationskriterien sind für wissenschaftliche Theorien sehr wichtig. Eine Theorie sollte prinzipiell als falsch erkannt werden können, für den Fall, dass sie es sein sollte. Falsifikationskriterien bieten diese Erkennungsmöglichkeit. Meine Fragen sind nun: Wie kann die These, das sich Leben aus unbelebter Materie ohne einen intelligenten Eingriff jemals entwickelt hat, prinzipiell falsifiziert werden? Wie kann die These, dass Mutation und Selektion ausreichende Faktoren sind, neue Baupläne (wie z. B. das Auge) zu erschaffen, prinzipiell falsifiziert werden?
M. Neukamm: Man könnte sagen, hier handelt es sich um eine nichtprüfbare Schutzbehauptung, um die Hypothese zu „widerlegen“, daß eine Resistenz evolutionär entstanden ist.
Anmerkung von Klaus Wittlich: Man kann es nicht sagen. Der oben beschriebene Lederberg’sche Stempelversuch lässt zwei Ausgänge zu: Die Muster in den Kindkulturen stimmen überein oder sie tun es nicht. Wie ausgeführt, spricht eine Übereinstimmung für bereits vorhandene Resistenz, eine Nichtübereinstimmung für eine Neubildung.
M. Neukamm: Im übrigen fällt mir ein Artikel von SCHUSTER aus dem Buch „die Evolution der Evolutionstheorie“ ein, der darauf hingewiesen hat, daß im Rahmen der „evolutionäre Biotechnologie“ tatsächlich einige neuartige Biomoleküle entstanden sind, die in der Natur nicht nachzuweisen sind.
Anmerkung von Klaus Wittlich: Das Wort „Biotechnologie“ legt schon nahe, dass hier ein intelligenzgesteuerter Eingriff in bereits vorhandene biologische Systeme erfolgt und dabei etwas neues entsteht. Bei meiner Recherche bei Amazon habe ich von Friedrich Schuster nur „Evolution und Evolutionstheorie“, (Titel ohne „die“), und „Evolution und ihre Evolution“ von Dieter Heinrich gefunden. Vermutlich erfolgte eine fehlerhafte Zuordnung von Titel und Autor.
M. Neukamm: Natürlich kann man immer behaupten, daß man das durch „Intelligent-Design“erschaffene Biomolekül bislang eben nur noch nicht im „Grundtyp“ gefunden hat.
Anmerkung von Klaus Wittlich: Nun, ich habe nicht im Entferntesten vor, so etwas zu behaupten. Naturwissenschaften befassen sich mit Sachverhalten, und Ereignissen, die prinzipiell jederzeit feststellbar bzw. wiederholbar (reproduzierbar) sind. Andere Sachverhalte sind in Naturwissenschaften irrelevant. Während meines Studiums ist damals in einer Vorlesung über Astrophysik sinngemäß gesagt worden, dass die Kosmologie nicht so ohne Weiteres zu den Naturwissenschaften gerechnet werden kann. Das liegt an den eingeschränkten methodischen Möglichkeiten. Man kann Sterne nicht einfach im Labor untersuchen, man kann nicht nach Belieben Supernovae zünden, man kann nicht die Entstehung des Universums reproduzieren. Nebenbei scheint es mir bei einigen Evolutionisten eher üblich zu sein, mit noch nicht gefundenen Daten zu argumentieren. Darwin z. B. sagte, man werde die fehlenden Bindeglieder noch finden.
M. Neukamm: Mittlerweile baut aber ein ganzer Industriezweig auf diesem Prinzip auf, der zum Ziel hat, für alle möglichen Anwendungsprobleme neue Biomoleküle evolutionär zu erzeugen. Einige Beispiele für neue Funktionsgene, Enzyme und morphologischen Strukturen habe ich im folgenden Artikel aufgelistet: Die Reichweite der Evolutionsfaktoren
Anmerkung von Klaus Wittlich: An diesem Abschnitt habe ich meine helle Freude gehabt. Wenn die Industrie etwas macht, dann tut sie es planmäßig. Damit haben wir es wohl reproduzierbar, dass neue anwendbare Biomoleküle durch intelligent (!) initiierte Prozesse entstehen, was natürlich Wasser auf meine Intelligent – Design – theoretischen Mühlen ist. Die Kausalkette ist: Intelligenz –> Industrieprozess –> Neue Biomoleküle. Zu untersuchen ist statt dessen, was ohne intelligente Ursache geschieht und welche Konsequenzen das für das Verständnis für die Entstehung von Leben hier auf der Erde hat.