Was ist Intelligent Design?

Die Intelligent-Design-Theorie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kriterien zu formulieren, nach denen man unzweideutig (Fußnote 1) erkennen kann, ob ein Design eine intelligente Ursache haben muss oder nicht. Dabei werden folgende mögliche Ursachen unterschieden:

  • Das, was man auf physikalische Naturgesetze zurückführen kann.
  • Das, was man auf den Zufall zurückführen kann.
  • Das, was man auf Intelligenz zurückführen kann.

Dadurch kann definiert werden, was (intelligentes) Design ist, und was nur scheinbar Design ist. Im Evolutionsmodell gibt es Design in der Natur nur scheinbar, da streng naturalistische Erklärungsmodelle ohne Planung auskommen müssen, d. h. nur physiko-chemische Prozesse ohne irgendwelche Zielvorgaben akzeptieren kann. Vertreter der Intelligent-Design-Theorie halten Design in der Natur für echt. Zu den einzelnen Ursachen:

Physikalische Gesetze

Eiskristalle enthalten keine Information

Sie erklären Ordnung in der Natur (zum Beispiel die Bewegung von Körpern im Raum). Sie erklären Strukturen, die keinen Informationsgehalt besitzen (zum Beispiel Eiskristalle). Sie erklären chemische Abläufe auf molekularer Ebene.

Zufall

Im Grunde sind es natürlich ebenfalls physikalische Naturgesetze, deren Komplexität oder deren Zusammenspiel jedoch eine Fassbarmachung in Formeln (derzeit) unmöglich macht. Dass Wetter folgt beispielsweise klaren Naturgesetzen – diese sind jedoch so komplex, dass eine Wettervorhersage für das Klima der nächsten 100 Jahre ausgeschlossen ist. In anderen Fällen scheint einfach das Wissen zu fehlen, um aus Naturphänomenen Formeln abzuleiten (denken Sie nur an die Unschärferelation in der Quantenmechanik). Hier bleibt immer das Gefühl, dass der jetzige Kenntnisstand unmöglich der Weisheit letzter Schluss sein kann. Wenn man etwas nicht voraussehen kann (nicht einmal näherungsweise), spricht man vom Zufall.

Obgleich immer wieder behauptet wird, der Zufall habe dies oder jenes bewirkt, so ist der Zufall doch keine Kraft, die irgend etwas bewirken könnte. Ein anderes Wort für „Zufall“ wäre „Unvorhersehbarkeit“ und die Unvorhersehbarkeit ist völlig handlungsunfähig!

Intelligenz

Damit erklärt man semantische Information (zum Beispiel ein Buch, ein Computerprogramm, einen Bauplan). Information ist dann semantisch, wenn man zum Verständnis der Bedeutung dieser Information wiederum Intelligenz benötigt (nicht zur Umsetzung: Ein Computer kann ein Programm abarbeiten, aber er kann es nicht verstehen – könnte er es, könnte er sich selbst programmieren, Fehler im Code selbst verbessern und sich mit dem Programmierer über andere Lösungsansätze austauschen. Bei einem Schachspiel kann er das, nur ein Schachspiel enthält ja auch keine semantische Information!).

Ein Vorteil der Intelligenz gegenüber physikalischen Gesetzen und dem Zufall besteht darin, dass man durch Intelligenz nicht nur das Wie der Lebensentstehung und -entfaltung erklären kann, sondern auch dem Warum näher kommen kann. Ein intelligenter Designer verfolgt mit seinem Tun nämlich in aller Regel einen Zweck und er hat ein Ziel. Der Zufall oder Naturgesetze arbeiten hingegen nie zielorientiert, auch wenn dies den darwinischen Mechanismen mitunter unterstellt wird, um Höherentwicklung zu erklären.

Noch ein Wort zur „Künstlichen Intelligenz“: Der künstlichen Intelligenz (KI) liegt echte Intelligenz zugrunde. Riesige Informationsmengen, die von intelligenten Autoren stammen, werden extrem schnell mithilfe von Algorithmen analysiert, die ebenfalls von intelligenten Programmierern stammen, um „neue“ Informationen daraus zu generieren. KI kann natürlich auch selbst neue Dinge erlernen, wie zum Beispiel bei einem Logikspiel die beste Strategie dadurch ermitteln, dass der Computer gegen sich selbst spielt, aber solche Spiele enthalten eben keine semantischen Informationen. Letztlich liefert KI aber nur das, was ihm an Wissen zur Verfügung steht. Fragt man eine KI nach dem Ursprung des Lebens, dann wird er in seiner Wissensdatenbank nach Antworten suchen (Ohne Wissensdatenbank keine künstliche Intelligenz). Ist diese Wissensdatenbank weltanschaulich belastet, sind es die Antworten auch. Falsche Informationen beweisen nicht, dass sie nicht von einer intelligenten Quelle stammen, sie können genausogut von einer falsch informierten intelligenten Quelle stammen.

Was versteht man unter der Intelligent-Design-Theorie?

Es gibt Dinge in der uns umgebenden Welt, die kann man nicht mit physikalischen Gesetzen erklären (also auch nicht mit dem Zufall). Dies liegt daran, dass mit Erhöhung der Komplexität einer Struktur (z. B.: einer Proteinkette) oder einer Funktion die Wahrscheinlichkeit ihrer Entstehung nur mithilfe von Naturgesetzen rapide sinkt, und zwar nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Ohne Intelligenz entstanden

Normalerweise hat der Mensch keine Probleme, ein Design auf entweder Naturgesetze oder Intelligenz oder auf eine Kombination von beidem zurückzuführen. So ist das Aussehen eines Berges physikalisch erklärbar (Wind, Regen, Wasser, Hagel, Blitzschlag, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge), Mount Rushmore (die vier Präsidentenköpfe) kann man so nicht erklären. Es würde sich auch niemand die Mühe machen, eine Theorie zu entwickeln, die die Entstehung dieses Denkmals auf das Zusammenspiel von Naturgesetzen zurückführt. Dafür besteht keine Notwendigkeit. Jeder ist voll zufrieden mit der Erklärung, dass hier menschliche Bildhauer am Werk waren. Diese Erklärung ist einfach niemandem unangenehm.

Mit Intelligenz entstanden

Bei der Frage, ob es Intelligenz irgendwo sonst im Weltall gibt, sind viele schon skeptischer.

Dennoch bemüht sich das SETI-Projekt seit Jahrzehnten, Design-Signale aus dem Weltall aufzuspüren. Man hofft auf eine Signalabfolge, die sich deutlich von Rauschen (Zufallssignale – man beachte die obige Erklärung zum Wort Zufall) oder von periodischen Signalen (wie sie Pulsare aussenden) unterscheidet. Man sucht nach einem Signal, das eine Information enthält – die Information muss dazu keine konkrete Botschaft enthalten, nur die einfache Information, die lautet: Der Absender ist intelligent. Und dazu würde eine Signalabfolge genügen, deren Entstehung nicht durch physikalische Phänomene erklärt werden kann, da die Komplexität der Information diese Möglichkeit ausschließt.

Schließlich bleibt die Frage: Deutet die Komplexität von Lebewesen oder deren Aufbau auf eine intelligente Ursache oder auf physikalische Gesetze hin? Dazu hat die Intelligent-Design-Theorie einige Kriterien entwickelt, die zur Abgrenzung von Design-Signalen hilfreich sind. Eines der wichtigsten und einleuchtendsten Kriterien verbirgt sich hinter den Begriffen Nichtreduzierbare KomplexitätSynorganisation oder Spezifizierte Komplexität. Diese Begriffe unterscheiden sich in ihrer Definition nur geringfügig und weisen alle im Grund auf das gleiche Problem hin: Besteht eine Struktur (zum Beispiel eine Zelle) aus mehreren Bestandteilen, die alle zum Funktionsablauf unabdingbar sind, so senkt jeder einzelne Bestandteil, auf den man nicht verzichten kann, die Wahrscheinlichkeit der ungelenkten Entstehung.

Lässt man irgendein Teil weg, funktioniert sie nicht mehr.

Michael Behe hat dazu das anschauliches Beispiel einer Mausefalle angeführt: Eine Mausefalle muss aus verschiedenen notwendigen Bestandteilen bestehen, die in ein konkretes räumlichen Verhältnis gebracht werden müssen, damit es überhaupt eine Mausefalle ist:

– Untergrund
– Feder
– Köderklappe mit (Metall-)bügel
– Schlagbügel
– Sicherungsbügel
– Köder

Bestenfalls den Köder kann man weglassen, auch wenn die Effektivität der Falle stark darunter leiden wird. Alle anderen Bestandteile sind obligatorisch. Lässt man einen Bestandteil weg, bricht das System ‚Mausefalle‘ zusammen. Sie können die Komplexität nicht weiter reduzieren. Eine Mausefalle ist somit ein einfaches Beispiel für nichtreduzierbare Komplexität.

Funktioniert sie noch, wenn Teile fehlen?

Wie sieht es bei einer Zelle aus? Damit eine Zelle dauerhaft funktioniert, benötigt sie einen Bauplan – er ist zur Anfertigung von Proteinen unabdingbar. Ferner eine Membran, die die Zelle von ihrer Umwelt abschirmt, dann Transportmöglichkeiten für den Stoffwechsel, usw. Ich möchte anmerken, dass die Zelle auch leben muss (so wie zum Beispiel ein Computer Strom und Software benötigt – Hardware allein ist inaktiv) – wie das bei der Zelle realisiert ist, bleibt allerdings wohl noch für lange Zeit ein Geheimnis. In Wahrheit sind es natürlich wieder hunderte Teile, die in einer Zelle unabdingbar sind. Nun lassen Sie wieder irgendeinen der vielen unabdingbaren Bestandteile weg, und stellen fest: Das System bricht zusammen. Nicht reduzierbare Komplexität liegt vor, wenn es keine weniger komplexe Vorstufe mehr geben kann, da sonst das System zusammenbrechen würde.

Eine Mausefalle entsteht nicht von selbst, selbst wenn die Bestandteile von selbst entstehen könnten, denn die Interaktion und die Feinabstimmung macht aus den Bestandteilen erst eine Mausefalle. In gleicher Weise sind die Bestandteile einer Zelle für sich gesehen keine Zelle. Sie müssen in einer entsprechenden Umwelt interagieren. Die Bestandteile einer Zelle (Proteine) können nicht zufällig entstehen – selbst unter Laborbedingungen nicht (siehe den Beitrag: Ist die zufällige Entstehung informationstragender Makromoleküle möglich?). Und selbst wenn man sie einfach als gegeben voraussetzt, so müssten sie sich alle (bei der einfachsten Zelle sind es bereits 2000 verschiedene Enzyme!) zusammenlagern und interagieren. Auch das wäre nicht möglich.

Wenn also eine gewisse Komplexität vorliegt, die unbedingt notwendig ist, damit etwas funktionsfähig ist, so kann man nun ermitteln, ob die naturgesetzliche Entstehung bei diesem Komplexitätsgrad überhaupt im Bereich des Vorstellbaren liegt. Ist dies nicht der Fall (wie im Fall einer einfachen Zelle), so greift man auf das naheliegendste Erklärungsmodell zurück – Intelligenz. Manchen fällt diese Schlussfolgerung nicht leicht, da sie die Existenz des Lebens gerne ohne eine planende Instanz im Hintergrund erklären würden, aber auf solche Gefühle kann ein Wissenschaftler keine Rücksicht nehmen. Eine Erklärungsmöglichkeit im Voraus auszuschließen, kommt einer nicht erkenntnisoffenen Herangehensweise gleich, die man auch Dogmatismus nennen darf.

Welche Beziehung besteht zum Gedanken der Makroevolution?

Makroevolution ist ein Gedankenmodell, das die stetige Komplexitätszunahme in der Organismenwelt beschreiben soll. Diese Theorie ist nicht nur bar jeder empirischen Nachweisbarkeit, sondern beobachtbare Naturgesetze lassen die Möglichkeit einer Makroevolution ausscheiden. Gemeint ist hier konkret: Das Zusammenspiel von Mutationen und Selektion der nicht mutierten Individuen mit dem Ergebnis einer Höherentwicklung entspricht dem Gegenteil dessen, was man beobachtet. Beobachten kann man:

  • Mutationen führen mittel- und langfristig zu Komplexitätsverlust, nicht zu einem Komplexitätsgewinn.
  • Mutationen sind in ihrer Variationsbreite beschränkt (siehe die Veröffentlichung: Mutationen: Das Gesetz der rekurrenten Variation) und von daher wird das Spektrum der nicht letalen Mutationen mit der Zeit voraussehbar.
  • Selektiert (aussortiert (durch den Tod)) werden in aller Regel Mutanten, nicht etwa Individuen mit unverändertem Erbgut (siehe auch meinen Kommentar zur Definition des Begriffes Selektion). Natürliche Selektion ist ein natürlicher Prozess zur Genpoolbewahrung.
  • Züchtung (sie wird immer wieder als Hinweis auf Makroevolution instrumentalisiert) hat mit natürlicher Selektion wenig zu tun. Züchtung ist eine bewusst vom Menschen vorgenommene Bewahrung verlustmutierter oder in ihrem Genpool ausgedünnter Lebewesen (Pflanzen oder Tiere) vor der natürlichen Auslese. Züchtung ist unnatürliche Auslese – nur deshalb können beispielsweise einige Hundearten (Krüppelzüchtungen wie Dackel oder Pinscher) überhaupt überleben: In der Obhut und durch die Pflege des Menschen werden sie vor der natürlichen Selektion bewahrt. Ähnliches gilt für quasi alle Kulturpflanzen. Nur durch die permanente Bekämpfung der Wildformen („Unkraut“) durch den Menschen, können Kulturpflanzen überhaupt gedeihen und den gewünschten Ertrag liefern.
    Ausnahmen stellen Verlustmutationen dar, die zu Verlusten führen, die für das Individuum keinen Nachteil darstellen. Ein bekanntes Beispiel: Höhlenfischen entsteht durch den Verlust ihrer Sehfähigkeit kein Nachteil, solange sie in dunklen Höhlen leben. Die Verlustmutante kann sich durchsetzen, da der Verlust in diesem einen Kontext einen Vorteil bedeuten kann (z.B.: schnellere Embryonalentwicklung). Dennoch sollte man nicht schlussfolgern, solche Verlustmutationen würden eine Höherentwicklung (Makroevolution) erklären. Schließlich entwickelten sich die blinden Fische ja aus den sehenden und nicht umgekehrt! Hinterher ist also weg, was vorher da war – das genaue Gegenteil von Höherentwicklung.

Makroevolution widerspricht der Faktenlage so offensichtlich, dass man in Wissenschaftskreisen immer mehr zum Umdenken gezwungen wird. Darwin und seine Zeitgenossen sind in diese Sackgasse geraten, da ihnen das Wissen um die Mechanismen der Mikroevolution weitgehend fehlten. Heute kann man diese Entschuldigung nicht mehr gelten lassen. Mit dem heutigen Wissen muss man dieses bewusst ignorieren oder auf zukünftige Entdeckungen hoffen, die all unser heutiges Wissen um Mutation und Selektion negieren. Sich die Ohren zuzuhalten und zu verkünden: „Makroevolution ist eine historische Tatsache“ unterscheidet sich bis auf die Botschaft nicht vom kreationistischen Fundamentalismus und ist kein wissenschaftlich sauberes Arbeiten. Intelligent Design zieht seine Schlüsse hingegen ausschließlich aus empirisch zugänglichen Fakten und fordert die Vertreter beider Ideologien (Evolutionismus und Kreationismus) auf, der Wissenschaft und der Logik einen höheren Stellenwert einzuräumen und die eigene Weltanschauung aus wissenschaftlichen Diskussionen herauszuhalten. Nur dann ist man nicht mehr gezwungen, empirische Befunde zu leugnen, zurechtzubiegen oder für seine Zwecke zu vergewaltigen (Ich erinnere an dieser Stelle an die permanenten Versuche, die Wahrscheinlichkeitsrechnung aus der Diskussion um zufällige Entstehungsprozesse neuer Strukturen mit hanebüchenen Begründungen herauszuhalten – ein Schelm, wer da an Dogmatismus denkt).

Fußnoten:

(1) Unzweideutig oder ausschließlich. Die Ausschließlichkeit ist von immenser Bedeutung, liefert sie doch das für eine Theorie so notwendige Falsifikationskriterium. Da man jedes Signal mithilfe von Intelligenz erklären kann (auch chaotische, periodische oder einfach geordnete Signale) ist eine Verifikation natürlich immer möglich. Kann man aber nachweisen, dass eine Signalreihe ausschließlich durch Einsatz von Intelligenz verwirklicht werden kann, so hat man das so wichtige Falsifikationskriterium. Könnte man beispielsweise die Entstehung semantischer Information mithilfe von Naturgesetzen erklären, müsste man die Intelligent-Design-Theorie (und nebenbei bemerkt: auch die Mathematik) komplett überdenken und neu formulieren, denn sie wäre in der derzeitigen Form widerlegt. (Zurück in den Text)