M. Neukamm: Kommentar 13: Eigentlich verhält es sich genau umgekehrt: Während niemand behauptet, daß ein Organ in einem Schritt und völlig zufällig entsteht, redet LÖNNIG von „Zufallsevolution“. Der Faktor der Selektion verschwindet völlig aus dessen Betrachtungen, womit einer der für den Antievolutionismus leider recht typischen Verzerrungen evolutionsbiologischer Postulate zustandekommen. Statt dessen wird vorausgesetzt, daß Biochemie, molekulare und die sogenannte „Makroevolution“ stochastisch abläuft, ohne thermodynamische und reaktionskinetische Faktoren zu berücksichtigen. Mein Ansinnen war und ist es zu zeigen, daß sich biochemische und evolutive Prozesse eben nicht auf die reine Statistik reduzieren lassen. Sollte in meiner älteren Arbeit ein anderer Eindruck entstanden sein, so bitte ich, mir dies nachzusehen!
Jede Veränderung in der Evolution müsste vom Zufall (eben von Mutationen) ausgelöst werden. Ob die Veränderungen zur Selektion (d.h. zum Tod) des mutierten Lebewesens führt, ist eine andere Frage. Das Problem der Synorganisation besteht nur, weil man den Faktor Selektion sehr wohl in die Überlegungen einbezieht. Verschiedene Funktionen müssen nämlich nur deshalb gleichzeitig entstehen, weil sonst die Selektion einen etwaigen zufälligen Vorteil wieder zunichte machen würde. Daher müssen alle Bestandteile eines neuen Organs gleichzeitig vorhanden gewesen sein oder sie müssten alle Mehrfachfunktionalität besessen haben. Welche Variante wahrscheinlicher (oder sagen wir besser: absurder) ist, überlasse ich dem Leser.
Grundsätzlich lässt sich jedes Ereignis auf seine statistische Häufigkeit hin untersuchen. Dazu müssen nur die Rahmenbedingungen bekannt sein. Um die Evolutionstheorie vor der Selektion durch die Mathematik zu bewahren, bleibt dem Evolutionstheoretiker nur noch die Flucht in das Nichtwissen. Dadurch kann er statistische Berechnungen zwar weiterhin anfechten, aber er kann Evolution durch Nichtwissen nicht wahrscheinlicher machen. Zudem sind die Rahmenbedingungen (zum Beispiel die Gesetze der Polykondensation) bestens bekannt. Man kann daher sehr wohl ausrechnen, wie wahrscheinlich die Entstehung von für das Leben unabdingbaren Makromolekülen ist. Einzelheiten findet der Leser in dem Beitrag: Ist die zufällige Entstehung informationstragender Makromoleküle möglich?.