M. Neukamm: Kommentar 10: Das Gesetz der Zunahme der Entropie gilt nur für adiabatisch abgeschlossene Systeme, nicht jedoch für offene Zweigsysteme fernab des thermodynamischen Gleichgewichts. In einem energiedurchflossenen Zweigsystem können durchaus Prozesse ablaufen, die mit einer Erniedrigung der Entropie einhergehen. Den „Preis“ dafür zahlt das Obersystem, dem gegenüber das Zweigsystem offen ist. Wenn man etwa in der Wüste die Schriftzuge „Coca Cola“ im Sand findet, hat dessen Entropie abgenommen. Dafür hat die Entropie im Organismus des Urhebers um einen noch größeren Betrag zugenommen, gegenüber den die Wüste „offen“ ist. So kann es kommen, daß unsere Nieren – entgegen dem Konzentrationsgefälle – Stoffe aufkonzentrieren, daß Pflanzen aus CO2 Glucose aufbauen, daß chemische Reaktionen (wie etwa die Ammoniaksynthese) ablaufen, obwohl die Produkte gegenüber den Edukten Entropie verloren haben usw. Im Falle der Bioevolution zahlt die Sonne den Preis, die mehr Entropie emittiert als das Leben an Entropie abbaut. Das Argument ist also derart falsch, der 2. Hauptsatz der Thermodynamik derart unverstanden, daß selbst Antievolutionisten wie JUNKER und SCHERER nur dringend davor warnen, ihn als Argument gegen Evolution einzusetzen!
Wenn sich ein Lebewesen aufbauen muss, dann müssen alle notwendigen Bestandteile zwangsläufig außerhalb eines der Entropie standhaltenden Systems ablaufen. In einer ‚Ursuppe‘ gilt der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik uneingeschränkt. Makromoleküle werden durch viele Faktoren am Aufbau gehindert (Einzelheiten unter Ist die zufällige Entstehung informationstragender Makromoleküle möglich?).