Nach der erstmaligen Veröffentlichung meiner Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 am 09.09.2002 verfasste Herr Neukamm am 01.10.2002 eine Replik, in der er in 37 Kommentaren zu einigen meiner Einwände Stellung nimmt.
Einleitende Bemerkungen:
Vorgeschichte: Klaus Wittlich (Dipl. Physiker) schrieb im Jahr 1991 seinen Beitrag: Über die Wahrscheinlichkeit der zufälligen Entstehung brauchbarer DNA-Ketten, den Herr Neukamm am 22.12.1999 kritisierte (Datum gemäß Vermerk auf seinem Internet-Dokument). Ich ging dann am 09.09.2002 auf diese Kritik in meiner Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 ein, wobei Klaus Wittlich einige Anmerkungen hinzufügte. Herr Neukamm schrieb am 01.10.2002 eine Replik auf meine Einwände. Wenn ich nun auf diese Replik eingehe, will ich dem Leser nicht zumuten, an dieser Stelle den ganzen Text noch einmal komplett lesen zu müssen. Daher habe ich Herrn Neukamms Kommentare in meine Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 durch Links integriert. Das erleichtert die Lesbarkeit und vermeidet Missverständnisse, was den Bezug zu den kommentierten Passagen angeht.
Zunächst muss ich jedoch lobend feststellen, dass Herr Neukamm seinen Diskussionsstil verbessert hat. Verbale Angriffe, die auf die Verletzung der Menschenwürde abzielen, sucht man in seiner Replik vergebens. Das begrüße ich ausdrücklich! Seine Begriffswahl (z.B.: „Antievolutionisten“) ist zwar immer noch verbesserungsfähig, aber daraus will ich ihm keinen Strick drehen (Einzelheiten dazu in meiner Anmerkung zu seinem Kommentar 2). Seine Replik hat mich natürlich sehr interessiert, da ich darauf neugierig war, welche Kommentare er auf meine Einwände verfassen würde. Ich muss zugeben, dass ich aber doch ein wenig enttäuscht war: In 18 Kommentaren (3, 6, 7, 9, 11, 12, 13, 17, 18, 19, 22, 26, 27, 28, 31, 33, 35, 37) hält mir Herr Neukamm vor, die Selektion in meinen Berechnungen nicht berücksichtigt zu haben, und dass, obwohl ich in meiner Reaktionsschrift bereits am 25.09.2002 ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht hatte, dass eine Selektion nicht einsetzen kann, wenn noch keine Funktionalität vorhanden ist. Auf dieses Missverständnis werde ich daher noch einmal besonders eingehen (Einzelheiten findet der Leser außer in den einzelnen Erwiderungen zu Herrn Neukamms Kommentaren auch in meinen Richtigstellungen, dort insbesondere diejenigen unter Selektion.
Erwähnung sollte noch finden, dass Herr Neukamm nicht alle meine Argumente in meiner Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 zurückgewiesen (repliziert) hat. Der Leser vermag die Gründe dafür während der Lektüre meiner Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 selbst zu erblicken, da ich kenntlich gemacht habe, welche Argumente von ihm kommentiert wurden und welche nicht.
Die Replik von Herrn Neukamm habe ich am 06.10.2002 von Herrn Neukamms Homepage heruntergeladen und seine 37 kritischen Kommentare daraufhin in meine Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 eingebaut und analysiert. Alle seine Kommentare habe ich vollständig und ungekürzt wiedergegeben und jeweils entweder selbst analysiert oder anderen Autoren Gelegenheit gegeben, sich zu einigen Punkten der Replik zu äußern. Dies habe ich jeweils optisch kenntlich gemacht.
Analyse der Replik
Hier nun die einleitenden Bemerkungen von Herrn Martin Neukamm:
M. Neukamm: Herr Frieder Meis hat die hier vorliegende Replik zu einer meiner Arbeiten geschrieben, in der ich die antievolutionistischen Schlüsse zur Frage der Wahrscheinlichkeit von evolutionären Prozessen infrage stelle. Meine ursprüngliche Arbeit habe ich mittlerweise gründlich überarbeitet und durch einen neuen Text ersetzt. Herr Meis hat dieses Vorgehen als „unseriös“ bezeichnet und glaubt, ich hätte aufgrund seiner hier diskutierten Replik den Artikel gelöscht und in der Sache etwas zurückzunehmen.
Tatsächlich schrieb ich am 25.09.2002: „Dass Herr Neukamm seine ursprünglichen Anmerkungen nicht verteidigt oder richtigstellt, sondern statt dessen löscht und durch einen anderen Beitrag ersetzt, mag jeder interpretieren wie er will. Ich hätte mir – offen gesagt – doch etwas mehr Seriosität gewünscht. Darauf aufmerksam gemacht, gab Herr Neukamm als Grund der Löschung der von mir diskutierten Passage an, dies sei ‚in Einsicht seiner verbalen Verfehlungen‘ geschehen.“ (Den letzten Satz habe ich Herrn Neukamm zuliebe nachträglich ergänzt und Herrn Neukamm noch am selben Tag darüber informiert.)
Etwas zu überarbeiten oder richtig zu stellen, ist nicht unseriös. Aber was würde Herr Neukamm denn davon halten, wenn ich nach der Veröffentlichung seiner Replik meine Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 einfach gelöscht hätte? Er würde dies sicherlich mit einiger Genugtuung als Kapitulation meinerseits deuten, aber die Leser seines Beitrags würden sich wohl fragen, worauf seine Replik denn eigentlich eingeht, da der replizierte Artikel nirgends im Netz zu finden ist. Nun habe ich aber meinen Beitrag nicht gelöscht, sondern Herr Neukamm seinen.
M. Neukamm: Ich möchte darauf hinweisen, daß das Löschen der älteren Fassung nichts mit der hier vorliegenden Kritik von Herrn Meis zu tun hatte. Mir ging es lediglich darum, meine emotiven Angriffe im Sinne der Sachlichkeit vollständig zu entfernen und die Argumentation durch die Hinzunahme weiterer Gesichtspunkte stringenter zu formulieren. Sie können meine beiden Arbeiten, die ältere sowie die neue, über die obenstehenden Links einsehen.
Dass der Artikel unabhängig von meiner Kritik gelöscht wurde, und das weniger als 24 Stunden nachdem ich meine Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 veröffentlicht habe, und zwar aus genau den Gründen, die ich in meiner Analyse kritisiert habe, ist zwar theoretisch möglich, aber aufgrund der geringen Wahrscheinlichkeit für die meisten Leser eher unglaubwürdig. Folgender Hintergrund hilft dem Leser zu verstehen, wie es zu der Löschung kam:
Am 09.09.2002 lud ich meine Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 auf meinen Homepage-Server. Um 17:14 Uhr informierte ich per E-Mail Dr. W.-E. Lönnig über meinen Upload (der daraufhin zahlreiche Wissenschaftler darüber informierte) und um 17:15 Uhr Klaus Wittlich, der mir zuvor einige Kommentare zur Integration in meinen Beitrag geschickt hatte. Herr Lönnig teilte daraufhin Herrn Thomas Waschke (Evolutionstheoretiker) mit, dass mein Beitrag im Internet verfügbar sei. Herr Waschke teilte mir am Folgetag mit, dass er die Adresse meines Beitrags Herrn Neukamm geschickt habe. Herr Neukamm schrieb mir daraufhin noch an jenem Tag (am 10.09.2002) um 13:50 Uhr: „Lieber Herr Mies [sic!], ich habe heute zufällig Ihre Kritik an meiner Arbeit zur Wahrscheinlichkeit gelesen.“.
Der Leser mag die Aufrichtigkeit des Wortes „zufällig“ selbst beurteilen. (Wenn das allerdings der Definition des Begriffs „Zufall“ entspricht, wie Evolutionstheoretiker ihn verstehen, wird einem einiges klar ;).) Ferner teilte er mir in dieser E-Mail mit: „Die von Ihnen kritisierten Polemiken habe ich im Interesse einer ’seriösen‘ Diskussion gestrichen und überdies meine Argumentation ausgeweitet“. Und genau das war nicht der Fall, denn außer den Polemiken wurde auch noch alles andere gestrichen, was ich analysiert hatte. Die gesamte Textpassage wurde komplett durch einen anderen Beitrag ersetzt, den es schon seit Jahren auf seiner Homepage gibt. Dass mich diese Vorgehensweise störte, dürften für jeden Leser nachvollziehbar sein. Schließlich fragt sich so mancher Leser nun: „Was für einen Artikel hat der Herr Meis denn da analysiert? Den findet man nirgends auf Herrn Neukamms Homepage? Oder es muss sich um einen uralten Artikel handeln, den Herr Neukamm schon vor langer Zeit ersetzt hat“. Dass es bei Lesern meiner Arbeit tatsächlich zu solchen Vermutungen kam, soll stellvertretend folgender E-Mail-Wechsel mit Herrn Waschke vom 11.09.2002 zeigen. (Mit Herrn Waschke führte ich einige anregende Diskussionen per E-Mail. Er gab sein Einverständnis, aus dem Inhalt seiner E-Mails zu zitieren.):
T. Waschke: Mich wundert dann allerdings, warum Sie noch einen Uralt-Artikel von Herrn Neukamm verhackstücken. Ich habe gerade seine neue Version gelesen, die ist zwar auch nicht perfekt, aber ein paar der schlimmeren Fehler der alten Version scheint er doch gefixt zu haben.
Ich antwortete Herrn Waschke daraufhin noch am gleichen Tag:
F. Meis: Den Uralt-Artikel von Herrn Neukamm habe ich am 20.08.2002 von seiner Homepage heruntergeladen. Er war vor drei Wochen noch das Aktuellste, was es gab (Ist das uralt?). Man muss mir schon ein paar Tage Zeit geben (vom 20.08.2002 bis zum 09.09.2002), um einen entsprechenden Artikel zu schreiben …
T. Waschke: Hmmm, ich muss mal in alten BackUps wühlen. Irgendwie kommt mir Ihr Artikel bekannt vor. Kann natürlich sein, dass das daran liegt, dass ich Martin Neukamms Artikel kannte und auch Herrn Wittlichs Artikel schon gelesen habe und nun was verwechsle.
F. Meis: … Dass Herr Neukamm danach einen neuen überarbeiteten Artikel uploaded, finde ich grundsätzlich positiv, …
T. Waschke: Ich habe Herrn Neukamm darauf aufmerksam gemacht, dass es in diesem Fall besser wäre, den alten Artikel auf der Site zu belassen.
F. Meis: … man darf mir aber dann nicht vorwerfen, ich hätte einen Uralt-Artikel verhackstückt. Ich kann mich nur auf das beziehen, was auf seiner Homepage zur Verfügung steht.
T. Waschke: Okay. Ich nehme ‚verhackstücken‘ zurück. Setzen Sie einen Begriff ein, der Ihnen passender erscheint.
So wie Herrn Waschke ging es sicherlich etlichen Lesern. Die Hintergründe dürften nun ausreichend bekannt sein, die es mir schwer machen, Herrn Neukamms Ausführungen zuzustimmen. Mittlerweile hat er den gelöschten Beitrag wieder auf seine Homepage gestellt.
Herr Neukamm schließt seine Vorbemerkung zu seiner Replik mit folgendem Satz:
M. Neukamm: Schließlich habe ich Herr Meisens Replik in diesem Artikel nochmals aufgegriffen und in den „rot“ markierten Abschnitten besprochen. Leider konnte oder wollte Herr Meis zu meinem neuen Text bislang nicht Stellung nehmen.
Der als „neuer Text“ bezeichnete Beitrag ist seit dem Jahr 2000 im Netz. Er wurde nach der Veröffentlichung meiner Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 um eine Fußnote ergänzt, auf die ich in einer gesonderten Analyse am 25.09.2002 einging. Der Satz: „Leider konnte oder wollte Herr Meis zu meinem neuen Text bislang nicht Stellung nehmen.“ billigt mir nur zwei Gründe zu, warum ich bis zum 01.10.2002, also innerhalb von nur 3 Wochen, nicht den kompletten Ersatztext analysiert habe. Entweder wollte ich nicht oder ich konnte nicht. Aber weder mangelndes Interesse noch Inkompetenz hielten mich davon ab, seinen Ersatztext innerhalb von 3 Wochen zu analysieren (außerdem bin ich nicht verpflichtet, nun bis in alle Zukunft jeden neuen potentiellen Ersatztext des Herrn Neukamm zu analysieren). Das wusste Herr Neukamm auch, wie aus folgender Korrespondenz zu ersehen ist.
Noch am Tag, an dem ich meine Analyse der Fußnote veröffentlichte (am 25.09.2002) machte ich Herrn Waschke (sogar ein paar Sekunden zuvor) durch folgende E-Mail darauf aufmerksam:
Sehr geehrter Herr Waschke,
ich wollte Sie darüber informieren, dass ich die Operation gut überstanden habe und mich noch des Lebens erfreue. Bis ich wieder so richtig fit bin, kann es noch ein paar Tage dauern … Dass ich aber mental noch nicht unter die Räder gekommen bin, soll meine Ergänzung beweisen, die Sie unter folgender Adresse finden:
http://homepages.compuserve.de/MeisFrieder/science/Ne020925.html [Adresse ist seit Langem obsolet, Anm. von K. F. Meis]
Ich musste einfach etwas zu der Reaktion des Herrn Neukamm schreiben. Sie können mich da doch sicherlich gut verstehen.
Herzliche Grüße – F. Meis
Herr Waschke informierte nun umgehend Herrn Neukamm, so dass ich noch am gleichen Tag (am 25.09.2002), also 6 Tage bevor Herr Neukamm seine Replik auf meine Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 veröffentlichte, eine E-Mail von ihm bekam. Darin warf er mir vor, auf 90% seiner Argumente gar nicht eingegangen zu sein. Er deutete das so, dass ich an einer „aufrichtigen Diskussion nicht interessiert“ sei. Es wäre fair gewesen, wenn ich seinen neuen Text vollständig besprochen hätte und nicht einfach Dinge weggelassen hätte, die nicht in mein Weltbild passten.
In meiner Antwort schrieb ich Herrn Neukamm noch am selben Tag:
Sehr geehrter Herr Neukamm,
zunächst danke ich Ihnen für Ihre E-Mail. Am Montag bin ich wieder aus dem Krankenhaus gekommen … Heute wurde noch der Schlauch entfernt. Danach habe ich meinen neuen Beitrag Ihrer Reaktion auf meine Wahrscheinlichkeitsschrift ins Internet gestellt …
Aufgrund meines Krankenhausaufenthalts bin ich noch nicht dazu gekommen, Ihren Beitrag, mit dem Sie den von mir diskutierten ersetzt haben, zu analysieren. Dass kann auch noch einige Wochen dauern – es soll ja kein emotionaler Schnellschuss werden, sondern das Ergebnis reiflicher Überlegung. In theoretischen Erwägungen kann man sich leicht in gedanklich fixierten Bahnen bewegen, ohne es zu merken. Daher bitte ich Sie, mir etwas Zeit einzuräumen.
Ihre Sätze: „Auf 90% meiner Argumente sind Sie gar nicht eingegangen.“, „Sie erwähnen mit keinem Wort die von mir erwähnten **Doppelfunktionen**…“, „Über all dies wird kein Wort verloren.“ und „Wenn dem so sein sollte, wäre es jedoch nur fair gewesen, wenn Sie meinen neuen Text *vollständig* besprochen und nicht einfach Dinge weglassen hätten, die nicht in ihr Weltbild passen.“ sind daher verfrüht. Ich werde sicherlich noch manch ein Wort darüber ‚verlieren‘. Mir ging es zunächst darum, ihre Reaktion auf meinen Beitrag zu kommentieren. Und diese Reaktion beschränkt sich derzeit nur auf das Ersetzen ihres Beitrags und die Ergänzung um eine Fußnote. Einen Beitrag von Ihnen, der über zwei Jahre als ist, kann man ja wohl nicht als Reaktion auf meine Wahrscheinlichkeitsschrift werten, die ein paar Tage alt ist!
Vor diesem Hintergrund bleibt Herrn Neukamms Satz: „Leider konnte oder wollte Herr Meis zu meinem neuen Text bislang nicht Stellung nehmen.“ völlig unverständlich. Er wusste doch, dass ich eine zweite Analyse schreiben wollte, dass ich jedoch noch einige Zeit benötigte, um meine Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 2 zu schreiben, zumal er mir am 26.09.2002 auf meinen Satz: „Daher bitte ich Sie, mir etwas Zeit einzuräumen.“ mit dem Kürzel „ACK.“ antwortete, was wohl soviel heißt wie: „akzeptiert“ (to acknowledge = bestätigen). Dass er nur 5 Tage später (am 01.10.2002) in seiner Replik den Eindruck erweckt, ich habe entweder kein Interesse oder keine Kompetenz besessen, seinen Text zu analysieren, ist nicht fair. Ich will und kann, nur eben nicht so schnell – ich habe eine 50-Stunden-Woche und schreibe meine Beiträge nebenher – das geht alles nicht so schnell. Außerdem habe ich mit meiner Kommentierung seiner Reaktion nur auf eine E-Mail von Herrn Neukamm reagiert, denn er schrieb mir am 10.09.2002 um 18:46 Uhr, dass er seinen Artikel um eine Fußnote ergänzt habe. Genau auf diese Fußnote bin ich in meiner Kommentierung seiner Reaktion am 25.09.2002 eingegangen, also 6 Tage bevor er seine Replik geschrieben hat.
Herrn Neukamms Kommentare
Da sich der erste Kommentar der Replik des Herrn Neukamm nicht auf meine Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung – Teil 1 bezieht, sondern auf meine Kommentierung seiner Reaktion, kann man diesen Kommentar und meine Anmerkungen dazu an dieser Stelle direkt aufrufen: Kommentar 1.