Richtigstellung: Natürliche Selektion ist nicht gleich künstliche Selektion

Ein Mensch wünscht sich ein gelehriges Tier, dass in einen Dachs- oder Fuchsbau kriechen kann, um deren rechtmäßige Bewohner aus ihrem Bau zu treiben. Gezielt züchtet er ausgehend von der Wildform (z. B.: einem Wolf) im Laufe der Geschichte solange, bis die Beine kurz genug sind, um seiner Aufgabe gerecht zu werden und nennt das Ergebnis „Dackel“ (Wikipedia sagt: „Die verkürzten Beine des Dackels sind das Resultat einer gezielten Selektion auf Achondroplasie; die Fehlbildung ist Teil des Rassestandards“ (fett von mir). Diese Krüppelzüchtung ist nun nicht mehr allein lebensfähig, da sie nicht mehr erfolgreich auf Beutefang gehen kann. Das braucht der Dackel auch nicht, denn er hat ja einen Jäger zum „Freund“, der ihn mit Nahrung versorgt.

Die Aufgabe des Dackels besteht nur noch darin, in einen Dachs- oder Fuchsbau zu kriechen, wie wild zu bellen und den Insassen aus seinem Bau zu jagen. Der Jäger wartet bereits am Ausgang mit angelegter Flinte, um aus dem Hinterhalt den Flüchtenden über den Haufen zu schießen, sobald der aus seinem Bau entfliehen („springen“) will.

Der Jäger begründet sein Vorgehen übrigens nicht etwa mit Hunger wie seine Vorfahren, sondern damit, dass die natürliche Selektion allein nicht mehr klarkommt und seine Unterstützung in der Aufrechterhaltung des „natürlichen“ Gleichgewichts benötigt. Es wird also durch die Jagd künstlich selektiert, denn gegen das Team Dackel/Jäger und eine Flinte nutzt kein „selektiver Vorteil“ irgend etwas, es sei denn, eine Mutation verliehe einem Fuchs die Fähigkeit bei Bedarf unsichtbar zu werden. Mit dem Auftauchen des Menschen stürzt der Darwinismus somit in sich zusammen. Es gibt keine natürliche Selektion mehr, wo es Menschen gibt.

Aber zurück zum Dackel. Der ist gezüchtet worden mit dem Ergebnis, dass er nur noch leben kann, weil der Mensch ihn füttert und versorgt. Das auf diese Weise „mutierte“ Exemplar wurde hier vom Menschen künstlich selektiert – das veränderte wurde herausgefiltert und erhalten.

Dieser Mechanismus der künstlichen Selektion (hier: Züchtung) wird nun von Darwinisten als Analogie der natürlichen Selektion instrumentalisiert, obwohl es sich um das genaue Gegenteil handelt. Die natürliche Selektion erhält nämlich nicht das mutierte Exemplar, sondern das unveränderte, indem es das veränderte eliminiert.

Bei Tierversuchen, bei denen der Verdacht besteht, dass ein zu testendes Präparat genetische Veränderungen und damit Anomalien bei den Nachkommen verursacht, muss beispielsweise ein Muttertier durch Kaiserschnitt bei (oder aber unmittelbar nach) der Geburt von ihrem Nachwuchs getrennt werden, damit sie ihre etwaig mutierten Nachkommen nicht tötet. Das wäre nämlich die natürliche Selektion (das Veränderte muss weg!). Der Mensch greift ein und trennt das Muttertier frühzeitig von den Nachkommen. Durch diese künstliche Selektion werden die Mutanten erhalten (das Veränderte muss bleiben!). Künstliche Selektion bewirkt das Gegenteil von natürlicher Selektion!

Dennoch wird immer wieder behauptet, die natürliche Selektion erhalte die veränderten Exemplare, so wie es bei der künstlichen Selektion der Fall ist. Das Gegenteil ist der Fall! Hier wird einem als Analogie untergejubelt, was in Wahrheit ein gegenläufiger Mechanismus ist.

Darwin schrieb seinerzeit: „Aussterben und natürliche Zuchtwahl gehen daher Hand in Hand“ (Über die Entstehung der Arten, Kapitel 6). Man kann und muss noch weiter gehen: „Aussterben ist natürliche Zuchtwahl!“, wobei der Begriff „Zuchtwahl“ wieder das Eingreifen eines Züchters suggeriert, den es in Darwins Vorstellung aber nicht geben kann. Außerdem wird hier eine Wahlmöglichkeit suggeriert, die niemals auftritt. Aber so sind die Begrifflichkeiten in der theoretischen Wissenschaft nun mal: Man beschreibt Hypothesen mit Worten, die der Wirklichkeit entlehnt wurden, um die Hypothese glaubhafter zu machen. Diese Wortwahl legt aber bezeichnenderweise mitunter genau das Gegenteil dessen nahe, was die Hypothese eigentlich aussagen will.