Kommentar 35

M. Neukamm: Kommentar 35: Ihre und WITTLICHS Erörterungen stellen mein Beispiel auf den Kopf:

Das Beispiel stand schon vorher auf dem Kopf. Klaus Wittlich und ich haben es wieder auf die Füße gestellt.

M. Neukamm: Der Punkt ist, daß man in die Splitter eine Vielzahl von Strukturen hineinbekommen kann. WITTLICH setzt unerlaubterweise voraus, daß man dies in einem Schritt erreichen müsse, übersieht aber wieder die Rolle der Selektion: Man führt zunächst solange Fallversuche durch, bis man eine Teilstruktur hat, die in irgendeine Weise von statistischen Mittelwert abweicht. Jetzt kann man eine solche Teilstruktur ausselektieren, die eine „interessante“ Richtung vorgibt und behält sie bei. Den Rest der Splitter wirft man erneut aufs Pflaster und probiert solange, bis man die „interessante“ Teilstruktur um einen kleinen Part erweitert hat. Dies wiederholt man solange, bis man eine „Information“ in die Splitter gebracht hat. Dabei muß nicht unbedingt wieder ein fertiger Ziegelstein herauskommen. Man kann auf diese Weise die Form eines Hauses, eines Gesichts oder eines Quadrates erzeugen, und jedesmal ist die Wahrscheinlichkeit, solch eine Struktur in einem Schritt zu bekommen, fast unendlich klein. Trotzdem kann man selektiv und schrittweise eine „unendlich unwahrscheinliche“ Struktur in die Anordnung hereinbekommen. So und nicht anders müßte Evolution besprochen werden. Und das wollte ich mit dem Ziegelsteinbeispiel klar machen.

Selektion ist für die Entstehung erster Funktionen oder Informationen für ein erstes Lebewesen irrelevant. Man kann ein Lebewesen nicht schrittweise aufbauen. Entweder es lebt, oder es ist tot. Ein funktionsunfähiges Lebewesen kann nicht durch eine kleine Veränderung ein bisschen weniger tot sein. Solange es nicht lebt, kann es sich auch nicht fortpflanzen. Solange es sich nicht fortpflanzen kann, kann auch nichts im Sinne einer Evolutionstheorie selektiert werden.