Kommentar 26

M. Neukamm: Kommentar 26: Diese Rechnung macht deutlich, worin der Grundirrtum dieser ganzen Rechnereien besteht. Wer behauptet denn, daß just die 20 Aminosäuren – die wir heute beobachten – für die Entstehung von Leben geeignet waren? Wer könnte denn mit Sicherheit behaupten, daß das Leben nur und ausschließlich so hätte entstehen müssen, wie wir es beobachten? Aufgrund des Umstandes, daß 99% aller Lebewesen, die jemals existiert haben, heute wieder ausgestorben sind, kann doch kaum jemand an der Wahrscheinlichkeit vorbeireden, daß konvergente Selektionsprozesse auch im Rahmen der chemischen Evolution dazu geführt haben, daß sich nur ein bestimmter Pool von biotischen Verbindungen durchgesetzt hat.

Herr Neukamm hatte geschrieben: „Tatsächlich läßt sich die Wahrscheinlichkeit, die festgelegte Aminosäuresequenz einer Enzymkette aus 100 Gliedern, mit 1 : 20100 berechnen“. Daher müsste er auch in der Lage sein, seine eigenen Fragen zu beantworten. Ich habe nie behauptet, dass es nur 20 Aminosäuren gegeben hatte, Herr Neukamm behauptete das und er hat damit ja auch Recht.

Es ist immer vernünftiger, von dem auszugehen, was man beobachten kann und nicht von dem, was man nicht beobachten kann. Die Annahme, dass irgendwann in prähistorischer Zeit Proteine aus anderen als diesen 20 aufgebaut waren, ist hoch spekulativ und durch nichts gestützt. Es würde auch an den Wahrscheinlichkeiten nichts ändern, da ja am Ende auf jeden Fall die 20 Aminosäuren vorhanden sind, die wir heute kennen. Gibt es ein Szenario der Aminosäurenumformung oder der Verringerung der Aminosäurenanzahl oder ein Aminosäurenaustauschszenario, dass die Wahrscheinlichkeit ihrer Entstehung irgendwie erhöht? Unkenntnis ist stets eine schwache Argumentationsgrundlage.

Und vielleicht darf man einfach annehmen, dass es schon seinen Sinn hat, dass genau die 20 Aminosäuren beim Proteinaufbau verwendet werden, die man heute kennt. Dass die dann auch noch alle linkshändig sind, dass ist wahrscheinlich für viele nur ein „Zufall“. Wer einen intelligenten Designer als gegeben voraussetzt, der wird darin sicherlich einen tieferen Sinn erblicken, auch wenn es sich uns bisher noch nicht erschlossen hat.

Übrigens: Würde man die maximale Anzahl an codierbaren Aminosäuren (nämlich 64) zum Aufbau von Enzymen verwenden können, dann wäre die Bildung des kleinstmöglichen Enzyms immer noch so hoch, dass man 24.099.198.651.028.841.178 Versuche benötigen würde, bis es einmal funktioniert – theoretisch. Es ist bisher kein Umfeld denkbar, in dem so etwas innerhalb eines Erdzeitalters auch nur einmal in der Praxis geschehen könnte (siehe den Beitrag Ist die zufällige Entstehung informationstragender Makromoleküle möglich?, in dem die Grundproblematik erläutert wird).

Tatsächlich werden alle Proteine in allen Lebewesen mithilfe von nur 20 verschiedene Aminosäuren aufgebaut, die in einem genialen Zahlensystem zur Basis 4 mit mehr als 3-facher Redundanz (mit der sich daraus ergebenden Mutationsresistenz) im DNS-Strang codiert werden. Einzelheiten unter Grundsätzliches zur Protein-Codierung in der DNS).

Und dann haben wir noch die „99% aller Lebewesen“! Wie kommt es zu dieser Annahme?

Erstens: Der Artbegriff muss über die angebliche stammesgeschichtliche Verwandtschaft definiert sein. Dazu muss man die Makro-Evolution als gegeben voraussetzen, woraus sich eine Unmenge von Arten ergibt – so gibt es zum Beispiel allein über 300 Taubenarten. Die Gesamtzahl liegt irgendwo bei 1,75 Millionen (Siehe auch die umfassende und hochinteressante Artbegriffs-Arbeit von Dr. W. E. Lönnig). Und diese so definierten Arten hängen dann teilweise tatsächlich evolutiv zusammen! Ein genialer Zirkelschluss!

Zweitens: Man kennt etwa 130000 fossil erhaltene und auf diese Weise definierte Arten (diese Zahl ist somit auch stark aufgebläht) zusätzlich zu den ca. 1,75 Millionen beschriebenen heute lebenden Arten. Letztere Zahl wird nun noch weiter erhöht, da man annimmt, dass nur 1/10 aller heute lebender Arten auch entdeckt und beschrieben worden sind. Man erhält also eine Zahl von 13 bis 20 Millionen rezenter Arten.

Drittens: Vorstufen und Zwischenstufen werden basierend auf der Annahme, eine Makro-Evolution habe stattgefunden, kurzerhand generiert. Man bläht die Anzahl prähistorischer Lebewesen dergestalt auf, dass man bei 1 – 1,6 Milliarden ankommt. Die durch die Vorgabe der Makro-Evolution aufgeblähten Zahl von 130.000 ausgestorbenen Arten (Tiere, Pflanzen, usw.) wird also zusätzlich noch mit dem Faktor 12300 multipliziert, da die Makroevolution ja von unzähligen Zwischenformen ausgeht und man annimmt, dass die meisten Arten nicht in versteinerter Form erhalten blieben. Das sind dann etwa 99% der heute lebenden Arten! Das nimmt man dann als Argument, um die Annahme zu stützen, es hätte auch andere als die 20 bekannten Aminosäuren zum Aufbau von Proteinen geben können. Wow – Einer der gelungensten Zirkelschlüsse überhaupt!

Das Tragische an der Sache ist aber wohl, dass der Schreiber das gar nicht gemerkt hat. Makro-Evolution ist so unumstößlich eine Tatsache, dass man bedenkenlos Beweise erzeugt, die auf einer kühnen Hypothese beruhen. Und es sind morphologische und physiologische Merkmale, die Evolutionsanhänger von der stammesgeschichtlichen Verwandtschaft überzeugen – als könne ein Designer nicht das gleiche Design mehrfach verwenden und dabei nach Zweckmäßigkeit oder anderen Kriterien variieren, so wie es jeder Architekt, jeder Koch, jeder Bildhauer, jeder Komponist, jeder Softwareentwickler und jeder Schriftsteller tagtäglich tut.