Kommentar 2

M. Neukamm: Kommentar (2): Bedarf die Bezeichnung „Antievolutionismus“ in diesem Zusammenhang der Rechtfertigung? Alle Evolutionsgegner räumen doch ein, daß sie wider (anti!) die Evolutionstheorie argumentieren. Interessanterweise verstehen die meisten Antievolutionisten, ja selbst viele Kreationisten auch die Bezeichnung „Kreationist“ als eine Abwertung ihrer Person und lehnen diesen Terminus mit aller Entschiedenheit ab. Obgleich es im strengen Sinne natürlich eine Unterscheidung zwischen Kreationismus und Antievolutionismus gibt, enthält der Terminus a priori keinerlei pejorative Konnotation, und es spricht aufgrund seiner Bedeutung sensu lato nichts gegen dessen Verwendung. Der Begriff „Kreationist“ leitet sich vom Wort creatio für Schöpfung ab, so daß Kreationismus, wenn Sie so wollen, letztlich soviel wie „Schöpfungsglaube“ bedeutet, der wider die Evolutionstheorie argumentiert.

Erstens sind nicht alle Intelligent-Design-Theoretiker „Kreationisten“ und zweitens ist es eine befremdliche Haltung, Personen nicht nach dem zu bezeichnen, was sie sind, sondern nach dem, was sie nicht sind: Ich bezeichne Evolutionstheoretiker doch auch nicht als „Antikreationisten“! Eine solche Wortwahl ist ganz einfach ungenau und zudem oftmals dazu angetan, Wissenschaftler mit anderen Anschauungen, zu diskriminieren. Außerdem gibt es Personen, die sich darüber im Klaren sind, dass eine Höherentwicklung und die zufällige Entstehung des Lebens völlig ausgeschlossen sind, deshalb aber nicht automatisch an einen Schöpfer glauben (wollen). Und ein Atheist muss nicht zwangsläufig an die Evolution glauben.

Entscheidend für die Bedeutung eines Wortes ist auch nicht seine Etymologie (Herkunft und Geschichte eines Wortes), d.h. seine ursprüngliche Bedeutung, sondern dass, was die meisten Menschen heute darunter verstehen. Daher vermeide ich auch Ausdrücke wie „Evolutionist“ oder „Evolutionismus“, da die Endung „ist“ oder „ismus“ auf eine Ideologie hindeutet. Wenn wir jedoch eine sachliche Diskussion auf wissenschaftlicher Ebene führen wollen, müssen Evolutionstheoretiker ihre weltanschaulichen Ansichten genauso ausklammern wie Intelligent-Design-Theoretiker. Eine Begriffswahl, die die Aufmerksamkeit auf die Ideologie lenkt, die hinter einer Ansicht stecken mag, ist einer solch sachlichen Diskussion sicherlich nicht förderlich, auch nicht, wenn man dies mit einem etymologischen Wörterbuch in der Hand rechtfertigen will.

Das Problem ist aber vor allem die Definition der Begriffe „Kreationisten“ und „Antievolutionisten“ des Herrn Neukamm: Das sind nämlich die mit ‚ideologisch fixierten Vorurteilen‘ und ’schizophrener Logik‘, die eine ‚dogmatisch begründete Unwilligkeit zum logischen Denken‘ auszeichnet. Ein Sir Isaac Newton, ein Albert Einstein oder ein Sir Fred Hoyle würden sich sicherlich davor verwahren, Opfer solch einer Diffamierung zu werden. Obgleich es mir fernliegt, mich namentlich in die drei eben genannten Größen einzureihen, die alle ihren Glauben an einen intelligenten Designer zum Ausdruck brachten, wehre auch ich mich gegen derart unsachliche Verallgemeinerungen. In meiner Wahrscheinlichkeitsschrift schrieb ich daher:

„Die meisten Evolutionstheoretiker würden sich sicherlich ebenfalls dagegen verwahren, als unheilbare Kommunisten beschimpft zu werden, nur weil sich Kommunisten die Evolutionstheorie zu eigen machten. Dass sich Herr Neukamm derart undifferenziert über diejenigen äußert, die seine materialistische Weltanschauung nicht teilen, liegt sicherlich nicht daran, dass ihm der Unterschied zwischen wissenschaftlich arbeitenden Intelligent-Design-Theoretiker und religiösen Dogmatikern nicht bekannt wäre. Dogmatiker findet man selbstverständlich auch [zu Hauf] unter den Evolutionstheoretikern – das sind alle diejenigen, die etwas als Tatsache hinstellen, ohne Beweise dafür liefern zu können!“

Dass ich an eine Evolution (ungeplante Entstehung des Lebens und Makroevolution) nicht glauben kann, ist offensichtlich (Ich gestehe: Ich habe nicht genug Glauben). Ich benötige für alles was ich glaube eine kohärente und logische Erklärung – beides leistet die Evolutionstheorie bekanntlich nicht. Dass ich an einen Schöpfer glaube, dürfte auch jedem aufgefallen sein. Dennoch bin ich kein Kreationist. Genauso wenig sind alle Evolutionstheoretiker Darwinisten. Der Begriff „Kreationist“ ist mit einer klaren Bedeutung belegt:

  • Kreationismus: Lehre von der Erschaffung des Universums und des Lebens vor rund 6000 Jahren innerhalb von 144 Stunden.
  • Intelligent-Design-Theorie: Hinter jedem Design (z.B.: codierte Struktur oder Funktion) steckt ein intelligenter Designer (Planung, Intelligenz, Geist).

Diese Begriffe müssen sauber getrennt werden, da man sonst aneinander vorbeiredet (siehe beispielsweise die Begriffstrennung im Natural History Magazine vom April 2002). Die wenigsten Kreationisten würden sich daran stören, als Intelligent-Design-Theoretiker angeredet zu werden, denn sie stehen in aller Regel auch hinter den Aussagen dieser Theorie. Umgekehrt wird kein Schuh daraus. So bin ich mit vielen Ansichten der Kreationisten nicht einverstanden, würde daraus aber dennoch nicht das Recht für mich ableiten, diesen Personenkreis diffamieren zu dürfen. Ich habe auch noch nie erlebt, das ein Kreationist ausfallend wurde, wenn man ihm Gegenargumente auf den Tisch legte. Bei Evolutionstheoretikern ist das aber leider eher die Regel als die Ausnahme, besonders dann, wenn es sich gleichzeitig auch noch um Atheisten handelt.

Tatsächlich sind sogar sämtliche Evolutionstheoretiker – und da bin ich mir ganz sicher – Vertreter der Intelligent-Design-Theorie. Als Beweis für diese Behauptung, würde es genügen, einen Artikel eines Evolutionstheoretikers unter anderem Namen zu veröffentlichen und ihn anonym darauf aufmerksam zu machen. Dann kann man erleben – und wer wollte es ihm verdenken – dass der Evolutionstheoretiker seine Autorenrechte geltend machen würde. Das Argument, man habe sich zufällig den gleichen Text ausgedacht oder, der Text sei rein zufällig einem Computeralgorithmus entsprungen, wird ihn gewiss nicht überzeugen, da er die von ihm stammende Information auf seinen eigenen Intellekt zurückgeführt haben will. Das ist eine typische Anwendung der Intelligent-Design-Theorie. Auch ein Sherlock Holmes wäre nie ein Meisterdetektiv geworden, wenn er jeden geplanten Mord als ungeplanten Unfall gedeutet hätte.

Nur, wenn es sich bei diesem intelligenten Designer um eine übermenschliche Kraft handelt, kehren sie ihrer für das tägliche Leben so nützlichen Intelligent-Design-Theorie den Rücken und sprechen Gott die Autorenschaft auf sein eigenes Werk ab.

Ich bin mir selbstverständlich darüber im Klaren, dass der missbräuchliche Gebrauch des Begriffes „Kreationisten“ eine bewusste Taktik vieler Evolutionstheoretiker darstellt, um die Massen dergestalt zu beeinflussen, dass sie sich nicht mit den Argumenten der Intelligent-Design-Theoretiker beschäftigen. Und da man den Leuten schlecht sagen kann: „Lesen sie ja niemals das Buch Darwin’s Black Box“ (das würde viele ja erst neugierig machen), sagt man eben: „Lesen sie niemals dieses pseudowissenschaftliche Kreationisten-Machwerk Darwin’s Black Box„. Zum Glück wirkt diese unfaire Methode nicht bei allen Menschen.

In meiner Anmerkung zu Kommentar 29 gehe ich auf eine subtilere Art der Diffamierung Andersdenkender ein.