Evolution – Gott, Zufall oder Geist? Die Analyse eines Spekulanten

Von Paul Mooser (Marketing-Fachkaufmann)
310 Seiten
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Aufmachung: ■■■■■
Link zum PDF-Download: http://www.derspekulant.info

Gleich zu Anfang des Buches wird wiederholt betont, dass Paul Mooser der Frage des Buchtitels mit den Methoden eines Börsenspekulanten nachgeht. Er würdigt die verschiedenen Erklärungsmodelle nur einer flüchtigen Analyse und stößt sie recht schnell – ähnlich wie fallende Wertpapiere – ab. Zwar erkennt er mit dieser Methode manche Dinge richtig, andere Wahrheiten bleiben ihm jedoch gänzlich verborgen. Auch verwundert es nicht, dass er bei dieser Vorgehensweise dem einen oder anderen Irrtum aufsitzt und sich verspekuliert.

Der Titel des Buches scheint zwar ein wissenschaftliches Thema zu sein, beim Lesen merkt der Leser dann aber schnell, dass biologische Fakten ganz in den Hintergrund treten, Fakten, die ich mir sehr gewünscht hätte. Es wird auch leider an keiner Stelle definiert, was der Autor unter dem Begriff „Evolution“ eigentlich versteht. Eine korrekte Unterscheidung zwischen Makro- und Mikroevolution fehlt. „Evolution“ wird einfach als gegeben vorausgesetzt.

Ein Gott wird aufgrund der Theodizee-Frage, gleich zu Beginn einfach abgelehnt. Hier wird weder hinterfragt noch stichhaltig begründet (siehe Fußnote 1).

Mooser schreibt ferner, man könne gar nicht nachweisen, ob ein Schöpfer für die Existenz des Universums verantwortlich sei (37). Das ist so nicht ganz richtig: Naturalistisch lässt sich ein Schöpfergott und sein Wirken nicht nachweisen, da der Naturalismus einen Gott als Erklärung ausschließt. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein Nachweis unmöglich sein muss. In gleicher Weise lässt sich naturalistisch die Existenz meiner acht Ururgroßväter nicht nachweisen. Selbst wenn Namen, Fotos, Stammbaum oder schriftliche Aufzeichnungen existieren sollten, können diese Dokumente aus Sicht des Naturalismus keinen physikochemischen Nachweis liefern – dazu müsste man auf das Intelligent Design zurückgreifen. Ich halte dennoch jede Wette, dass jeder Leser mehrere Ururgroßväter gehabt hat. Es gibt eben noch andere stichhaltige Nachweismethoden als naturalistische. Da wären zum Beispiel die Logik, Dokumente und Artefakte sowie die Erfahrung!

Damit stellt Mooser die Weichen weg von einem intelligenten Schöpfer – meiner Meinung nach hat er hier den wahren Wert des „abgestoßenen Wertpapiers“ verkannt. Es bleiben nur noch Zufall oder Geist übrig. Er erkennt richtig, dass der Zufall im synthetischen Evolutionsmodell die entscheidende Rolle spielt, aber dieser als Erklärung aus statistischen Gründen ausscheiden muss.

Die Selektion wird von Mooser über die Beispiele von Evolutionsbefürwortern analysiert. Richtig und wichtig ist die Trennung und Unterscheidung von natürlicher und künstlicher Selektion. Er kommt zu dem Schluss, dass nur selektiert werden kann, wenn es eine Vorgabe gibt. Diese könne es aber per Definition der Evolution nicht geben (siehe Fußnote 2).

Auf Dawkins scheint der Autor erfreulicherweise nicht hereingefallen zu sein. Er wird korrekt demaskiert (71). Mooser erkennt weiterhin richtig, dass es im Evolutionsmodell immer nur um die Frage geht: „Wie funktioniert es?“. Die wichtigere Frage: „Warum funktioniert es?“ tritt in den Hintergrund. Zum Beispiel: „Welche Kraft ließt den genetischen Code aus?“ (96).

Vermisst habe ich in seinem Buch jedoch klare Wortdefinitionen. Begriffe wie „Intelligenz“, „Geist“ oder „Gedanke“ werden mal synonym gebraucht, mal voneinander abgegrenzt. Das stiftet unnötig Verwirrung und führt wiederholt zu Verständnisproblemen.

Mooser widmet sich dem „Intelligent Design“ nur kurz. Intelligenz existiert für ihn unabhängig von einer Person (Vergleiche dazu das Zitat von Professor Rolf Pfeifer). Auf Moral, Charakter, Persönlichkeit und andere Expressionen von Göttlichkeit geht er nicht ein. Er spricht von der „Intelligenz“ der Zelle.

Über die Quantenmechanik gelangt Mooser dann zu den Mystikern und in den Bereich der Esoterik. Mooser zitiert abwechselnd wissenschaftliche Größen wie Planck, Hawking, Schrödinger und Einstein sowie Mystiker und Philosophen (griechische, indische, chinesische, u. a.).

Fazit:

Ich denke, ein großes Problem des Buches ist die Begriffsverwirrung. Es wird nicht klar, was mit „Geist“ alles gemeint sein kann. Und so wusste ich am Ende gar nicht so recht, welche Position Herr Mooser denn nun vertritt. Offenbar ist er gegen die Synthetische Evolutionstheorie (weil Mutation und Selektion nicht zu einer Höherentwicklung führen), aber er ist nicht gegen Makroevolution an sich. Sie müsste nur von einem intelligenten Geist angetrieben werden, dabei darf es sich aber nicht um eine Person handeln. Auch empfand ich eine mystisch-philosophische Untermauerung seiner Analyse dem Thema nicht angemessen. Hier wären mir harte Fakten, empirische Aussagen, logische Beweise und klare Definitionen wesentlich lieber gewesen.

Leider sind etliche Aussagen im Text des Buches fehlerhaft oder ungenau (Beispiele: siehe Fußnote 3). Diese sollten unbedingt korrigiert werden.

Ich kann für dieses Buch leider keine wirkliche Empfehlung aussprechen, obwohl etliche Dinge ganz richtig erkannt wurden. Der größte Fehler ist wohl folgender: Hier wird die Kraft hinter einem Prozess gesucht, der gar nicht abläuft. Ich müsste erst einmal begründen, dass eine Evolution (Höherentwicklung) stattfindet. So lange mir das nicht gelungen ist, ist es müßig, nach einer Ursache für Höherentwicklung zu suchen?


Fußnoten:

1: Diese „Argumentation“, wenn man sie so nennen darf, habe ich allerdings noch nie nachvollziehen können. Wenn ich einen völlig verbeulten Mercedes 280 sehe, sage ich doch auch nicht: „Welcher bescheuerte Ingenieur hat denn einen völlig verbeulten Mercedes entwickelt?“. Auch komme ich nicht zu dem Schluss: „Dieser verbeulte Mercedes kann unmöglich einen intelligenten Entwickler gehabt haben, sonst hätte er doch keine Beulen“. Ich würde vielmehr zu dem Schluss kommen, dass der Mercedes sehr wohl einen Erbauer hatte, einen intelligenten dazu, dass aber durch einen Unfall das Fahrzeug verbeult wurde. (Airbag und Sicherheitsgurt würden in mir auch nicht den Verdacht keimen lassen, der Fahrzeugbauer habe bereits im Voraus von diesem Unfall gewusst oder ihn sogar herbeigeführt.)

Gleicherweise kann ich die „Argumentation“: „Gott ist gerecht und allmächtig; dennoch gibt es Ungerechtigkeit, also gibt es keinen Gott“, nicht nachvollziehen. Dass die Theologie gründlich darin versagt hat, eine befriedigende Antwort auf diese Frage zu liefern, liegt wohl eher daran, dass Theologen mit Vorliebe mit den Methoden der Philosophie arbeiten und dann auch an den Grenzen dieser Methoden scheitern müssen.

2: Zwar hat Mooser hier ein Argumentationsfehler der Evolutionsanhänger herausgestellt, allerdings ist ihm dabei ein viel schlimmerer Fehler entgangen: Es gibt nämlich sehr wohl eine klare Vorgabe der natürlichen Selektion. Sie lautet, anders als Evolutionstheoretiker es behaupten: Arterhalt, und ist der künstlichen Selektion (z. B.: durch Züchtungen oder Mutations-Experimente) entgegengesetzt, bei der man Veränderungen ja unbedingt erzielen will und daher natürlich das Veränderte auswählt, ausliest, selektiert. Dies mag dazu geführt haben, dass fast alle Evolutionstheoretiker dem Irrtum aufgesessen sind, Selektion bedeute: „Das Veränderte bewahren“. Bei der natürlichen Selektion ist es aber genau anders herum. Hier wird das Unveränderte bewahrt und das Veränderte vernichtet. So würden die „reinrassigen“ Hunde durch natürliche Selektion mit der Zeit weitgehend verschwinden. Die vitaleren Mischlinge würden sich dagegen allmählich durchsetzen, denn es käme zur teilweisen Wiederherstellung von Geninformationen durch Rekombination, die in den einzelnen Rassen verlorengegangen sind. Die künstliche Selektion bewahrt hingegen die „reinrassigen“ Hunde (oftmals Krüppelzüchtungen), obwohl sie, was ihre Fitness angeht, den Mischlingen in der Regel unterlegen sind.

3: So wird auf Seite 290 gesagt, das Universum dehne sich mit Lichtgeschwindigkeit aus (Die Expansionsgeschwindigkeit des Universums zu ermitteln, ist eine recht komplexe Angelegenheit – derzeit ist man bei 72 km/s je Megaparsec (siehe Wikipedia unter Hubble-Konstante)). Unglückliche Formulierungen wie auf Seite 149, wo es heißt, Impulse würden „durch die Lichtgeschwindigkeit“ übertragen, finden sich regelmäßig. Dann gibt es noch undifferenzierte Aussagen, wie auf Seite 277, wo die Demokratie als ein flexibles und lernfähiges System gepriesen wird. ALTES TESTAMENT und THORA sind angeblich zwei verschiedene Dinge (38), obwohl das eine nur Teil des anderen ist. Auf Seite 228 wird Ordnung und Information nicht voneinander getrennt, um die Unsinnigkeit von Kutscheras Behauptung aufzuzeigen. Das sind nur einige wenige Beispiele für ungenaue oder direkt falsche Aussagen in diesem Buch.