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Intelligent Design
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Verteidigung der Wahrscheinlichkeitsrechnung - Teil 2

Widerlegung der Einwände gegen die Anwendbarkeit der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf die Evolutionstheorie


Das Protein Cytochrom c

M. Neukamm: Zu den Paradebeispielen in dieser Frage zählt das Cytochrom c, ein Enzym, das aus etwa 104 Aminosäuren besteht und in der Atmungskette eine wichtige Funktion übernimmt. Evolutionsgegner rechnen nun vor, daß die Wahrscheinlichkeit, das Enzym durch Zufall zu erhalten, bei 20 verschiedenen Aminosäuren 20-104, also "fast Null" beträgt. Zunächst muß aber berücksichtigt werden, daß nur 34 der 104 Aminosäuren das aktive Zentrum des Enzyms bilden, das für die katalytische Funktion des Enzyms verantwortlich ist; die restlichen Aminosäuren sind weitgehend frei wählbar. Desweiteren wird verkannt, daß das Protein nicht von Beginn an seine spezielle und optimale Funktion, die es heute einnimmt, zu besitzen brauchte. Es hätte ja schon genügt, wenn das Enzym irgendeine Funktion als Elektronenüberträger (oder eine beliebige andere Funktion) besaß, die den Organismen einen Überlebensvorteil bot. In Anlehnung an SCHUSTER ist auch nur ein winziger Ausschnitt des Sequenzraumes zu "durchsuchen", um solch eine funktionelle Struktur zu finden. Überdies hätte es seine heutige Funktion auch später durch Kettenverlängerung ("exon-shuffling") oder durch entsprechende funktionsverändernde Mutationen erreichen können (KESSLER in: SIEWING (Hrsg.), 1982). Unter Berücksichtigung solcher Faktoren wurde gezeigt, daß die Bildung des Cytochrom c recht wahrscheinlich ist (DOSE und RAUCHFUSS, 1975, S. 185 f.; MAHNER, 1986).

Cytochrom c weiß nichts von einem "Überlebensvorteil", da dieses Enzym nicht lebt. Es führt vielmehr eine Funktion in einem Lebewesen aus. Es 'übernimmt eine wichtige Funktion in der Atmungskette' und wäre ohne einen zum Stoffwechsel fähigen Organismus nutzlos. Es muss von einem Lebewesen hergestellt und geschützt werden. Das ist der einzige Grund, warum Enzyme überhaupt existieren. Sie dienen der Aufrechterhaltung des Lebens, erklären aber nicht dessen Entstehung. Sie sind die Voraussetzung für Leben, aber nicht dessen Erklärung. So wie Silicium eine Voraussetzung zur Herstellung von Computerchips ist, aber das Vorhandensein von Silicium nicht die Existenz von Computerchips erklärt. Die Frage ist demnach: "Wie entstand ein Enzym wie Cytochrom c?" und nicht: "Wie könnte aus einem Enzym wie Cytochrom c im Laufe der Zeit ein Adler oder ein Wildschwein entstehen?".

M. Neukamm: Die Nichtbeachtung biochemischer Voraussetzungen sowie der Selektion zeigen also, wie schnell irrelevante Wahrscheinlichkeitsaussagen über die Biogenese gemacht werden.

An der Nichtbeachtung der Selektion kommt man nicht vorbei, da Selektion ja keinen Einfluss auf die Entstehung des ersten Lebewesens mit der Fähigkeit der Eigenreproduktion haben kann. Biochemische Voraussetzungen erhöhen die Wahrscheinlichkeiten nicht, sie stellen die Entstehung langkettiger Moleküle sogar grundsätzlich in Frage. Einzelheiten findet man in meinem Beitrag: Ist die zufällige Entstehung informationstragender Makromoleküle möglich?.

Der folgende Abschnitt beschäftigt sich wieder mit - Sie ahnen es bereits - Selektion.

M. Neukamm: Gleiches gilt auch in der Diskussion um "Makroevolution", also in der Frage der Entstehung komplizierter Strukturen, wie etwa dem eingangs erwähnten Bakterienmotor. Zunächst ist augenfällig, daß in der "Makroevolution" beständig von "Zufallsevolution" gesprochen wird (LÖNNIG, 1989). Ein illustratives Beispiel, wie schnell der richtende Faktor der Selektion aus den evolutionären Betrachtungen verschwindet, gibt BLEULER in der Frage der Evolution des Wirbeltierauges:

"[Wenn jeweils] zufällige Variation die Ursache war, so mußten entstehen 1. eine nervöse Retina, 2. das Pigment, das irgendwie die Übertragung des Lichtreizes auf die Nervenenden ermöglicht oder sonst eine notwendige Rolle spielt, 3. eine durchsichtige und optisch glatte Haut, 4. eine Konvexlinse, 5. ein durchsichtiger Körper, der die notwendige Distanz zwischen Linse und Retina ausfüllt, 6. eventuell ein Schutzorgan (...) Nun müssen die Organe aber in bestimmter Reihenfolge hintereinander liegen (...) Die Cornea darf natürlich nur an der vorderen Oberfläche liegen, und auch daselbst sind nur eine oder ganz wenige Stellen geeignet (...) Die drei optischen Organe, Cornea, Linse und Glaskörper, müssen außerdem sehr gut zentriert sein (...) Die Zentrierung muß aber auch winkelrecht sein (...) Auch Augenlid und Retina können nur um einen Bruchteil ihrer Größe abweichen, so daß der Nenner noch um einige Stellen zu vermehren wäre (...) Es ist leicht abzusehen, daß solche Umstände die Wahrscheinlichkeit eines Zufalls auf unendlich nahe an Null herabsetzen." (BLEULER, zitiert nach LÖNNIG, 1989)

Dem interessierten Leser empfehle ich wärmstens die hier zitierte Schrift, die vollständig im Internet veröffentlicht wurde: Auge widerlegt Zufalls-Evolution.

M. Neukamm: Wollten wir aber eine Beispielrechnung anführen, die mit Evolution noch irgend etwas zu tun haben soll, müßte die Art und Weise, wie in der Evolution Funktionalität entsteht, völlig anders besprochen werden: Zunächst muß darauf hingewiesen werden, daß komplexe Strukturen nicht "fix und fertig" in einem Schritt "zusammengewürfelt" werden, wie dies BLEULER suggeriert, sondern schrittweise über selektionierte Zwischenstufen entstehen.

Falsch! Komplexe Strukturen müssen irgendwann erstmals entstanden sein - eben zu der Zeit, als noch keine Reproduktionsfunktion existierte. Schrittweise Entstehungen erhöhen nicht die Wahrscheinlichkeit, sondern bergen die Gefahr in sich, dass ein sich dahinschleppender Aufbau von Strukturen (deren Aufbau nicht mit Naturgesetzen erklärt werden kann) abgebrochen wird und die halbfertigen Strukturen wieder zerfallen, bevor sie überhaupt fertig sind. Je länger der Aufbau dauert, um so ungünstiger ist das für das Protein, das dem permanenten Zerfall ausgesetzt ist. Das erste Protein, dass hinterher im vermeintlichen ersten Lebewesen mit Reproduktionsfunktion seine Funktion ausübt, muss "fix und fertig" "zusammengewürfelt" werden - und das möglichst schnell. Daran führt kein Weg vorbei!

M. Neukamm: Die Evolutionskritiker weisen zwar auf die "nichtreduzierbare Komplexität" von Organen hin, das heißt, man benennt "fertige" Strukturen, die sich aus mehreren Komponenten zusammensetzen und weist nach, daß das Fehlen eines Strukturelements zum Versagen der Organfunktion führt. Daraus wird dann der Schluß gezogen, daß ein Selektionsvorteil nur im fertig ausgebildeten Zustand gegeben sei, womit die evolutionäre Schlüsselrolle der Selektion untergraben wäre (JUNKER und SCHERER, 1998, S. 81).

Das ist ein Grund, warum Selektion nicht funktioniert. Der zweite ist, dass bei der Entstehung des allerersten Lebewesens Selektion nicht greifen kann.

M. Neukamm: VOLLMER hat jedoch gezeigt, daß solche Voraussetzungen nur dann richtig wären, wenn jedes Teilorgan von Beginn an seine Funktion besaß, die ihm auch im fertigen Organ zukommt. Dies ist jedoch, wie sich zeigt, nicht der Fall.

Evolution führt meist zu Funktionsänderung, das heißt, Teilstrukturen können auch in einem völligen anderen Funktions-Zusammenhang ihren Nutzen gehabt und daher "präadaptiert" sein. Deshalb können komplexe Funktionseinheiten auch dann schrittweise entstehen, wenn die tragende Rolle von Doppelfunktionen und Funktionsänderung in der Evolutionsbiologie berücksichtigt wird. Dazu zwei Beispiele:

Last update: 08.03.2021